Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat große Pläne für die Zukunft des europäischen Eisenbahnnetzes: Er will den „Trans-Europ-Express“ (TEE) wiederbeleben. Der TEE verband zwischen den 1950ern und den 1980er Jahren verschiedene EWG-Staaten und wurde 1987 durch den Eurocity abgelöst.

„Wir greifen den Namen im Kontext eines gewachsenen und zusammengewachsenen Europas auf“, sagte Scheuer im Rahmen einer Pressekonferenz am 21. September. Mit dem Projekt wolle man nationale, schnelle Linien zu internationalen Linien mit hoher Nachfragewirkung bei möglichst geringem zusätzlichem Trassenverbrauch im jeweiligen Binnennetz schaffen und somit markante Reisezeitverkürzungen erreichen. Laut Scheuer könne „ein solches TEE-Netz für Hochgeschwindigkeits- und Nachtzugangebote (…) bis 2025 stehen.“

Die Umsetzung soll in zwei Phasen erfolgen: Linien wie Paris – Warschau oder Amsterdam – Rom sollen kurzfristig umgesetzt werden. Andere Verbindungen wie beispielsweise zwischen Stockholm und München hingegen erst mit Inbetriebnahme wichtiger Infrastrukturen – so auch das TEE-Angebot auf der „Magistrale für Europa“. Nach Plänen des Verkehrsministeriums soll der sogenannte „TEE 11/12“ erst nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 und der NBS Stuttgart – Ulm zwischen Paris und Budapest geführt werden. Allerdings soll es erstmal nur um ein tägliches Zugpaar gehen. Perspektivisch wäre mit einer Direktverbindung so eine Reisezeit 10h und 55 Minuten möglich. Derzeit wird noch eine Fahrzeit von 12h und 40 Minuten und drei Umstiege benötigt.

Neben den Tagverbindungen stellte Scheuer auch Pläne zu einem EuroNight-Nachtnetz vor, welches Europa auf 8 Linien verbinden soll. So wird beispielsweise eine Verbindung zwischen Paris und Budapest sowie zwischen Paris und Zagreb via Salzburg angestrebt. Im Bereich Schlaf- und Liegewagen muss das BMVI bei seinen Plänen jedoch auf die Deutsche Bahn verzichten, da diese sich 2016 komplett aus dem Nachtzuggeschäft zurückgezogen haben. Andere Eisenbahngesellschaften wie ÖBB und SBB setzen hingegen auf einen Angebotsausbau – auch auf dem Netz der Magistrale.

Für den Betrieb der TEE-Strecken soll eine Gesellschaft z. B. durch SNCF und DB gegründet werden, an der sich weitere interessierte Bahnen (z. B. NS, ÖBB, SBB) beteiligen können. Nach Auffassung des BMVI soll diese Gesellschaft eigenständiges EVU zugelassen werden, für die Produktion jedoch Dienstleistungen bei den Muttergesellschaften einkaufen. Um Investitionen für Unternehmen attraktiv zu machen, sei ein EU-Förderprogramm erforderlich, sagte Scheuer. Eine Absichtserklärung solle hierzu noch im Rahmen der Deutschen Ratspräsidentschaft unterzeichnet werden.

Dirk Flege von der Allianz pro Schiene begrüßt den Vorstoß aus dem BMVI: „Wir brauchen dringend attraktive, leistungsfähige Schienenverbindungen zwischen Europas Großstädten, um Kurzstreckenflüge in der EU überflüssig zu machen“.

Der bahnpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion Matthias Gastel begrüßt das Projekt TEE 2.0 ebenfalls, stellt jedoch gegenüber der taz die Frage „welche Ernsthaftigkeit hinter diesen Vorstößen von Verkehrsminister Scheuer“ stecken, da das Thema Bahn bei der EU-Präsidentschaft seitens der deutschen Regierung keine Rolle gespielt hätte. Er hingegen wünscht sich ein Engagement für einen Bahnausbau ähnlich wie es auch in Schweden, Dänemark oder der Schweiz zu finden sei. Ein erster Weg dorthin sei das Absenken der Trassenpreise.

Quelle: BMVI, DER SPIEGEL, Allianz pro Schiene, taz