Hauptversammlung der „Initiative Magistrale für Europa“ in Augsburg – Ausbau bringt hohen ökonomischen und ökologischen Nutzen

Es gibt nur noch wenige „Lücken“ auf der europäischen Schienenverbindung  Paris–Wien–Bratislava/Budapest, und diese müssen nach Auffassung der Initiative „Magistrale für Europa“ so schnell wie möglich geschlossen werden. Dies machte die Versammlung von 24 Städten, Regionen sowie Industrie- und Handelskammern am Dienstag (12.06.2018) in der IHK Schwaben mit einer „Augsburger Erklärung“ deutlich.

Das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm müsse einschließlich des Flughafenbahnhofs ohne weitere Verzögerungen fertiggestellt werden und die voraussichtlich bereits 2022 betriebsbereite Neubaustrecke Wendlingen–Ulm solle zunächst ohne den Tiefbahnhof „Stuttgart 21“ ans Netz gehen, damit ein Teil der Fahrzeitvorteile und Kapazitätssteigerungen gleich und nicht erst 2025 erzielt werden kann, heißt es in der „Augsburger Erklärung“. Weitere zentrale Projekte seien eine Neu- und Ausbaustrecke zwischen Ulm und Augsburg, der durchgehende zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke München–Mühldorf–Freilassing sowie der Ausbau der Strecke von Salzburg in Richtung Linz. Hinzu kommt in Baden-Württemberg eine leistungsfähige Verknüpfung des Abschnitts Straßburg–Karlsruhe mit der Rheintalbahn Basel–Karlsruhe („Appenweierer Kurve“).

„Wir treffen uns  nach 17 Jahren wieder in Augsburg, um eine klare Botschaft auszusenden. Die wesentlichen Aufgaben zwischen Paris und Bratislava werden in den nächsten Jahren in Bayern liegen“, erklärte der Vorsitzende der Initiative, Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind rund 30 Milliarden Euro in den Ausbau der ,Magistrale‘ investiert worden. Nun müssen die Lücken in Bayern geschlossen werden, um den vollen Nutzen dieser transeuropäischen Achse realisieren zu können.“

Um diese Forderung zu unterstreichen legte die Initiative eine gutachterliche Abschätzung vor, welchen zusätzlichen volkswirtschaftlichen Nutzen der Ausbau der noch fehlenden Abschnitte zwischen Straßburg und Wien generieren würde, die heute noch nicht im Bau sind. Das Karlsruher Verkehrsplanungsinstitut Ramboll beziffert diesen auf rund 720 Millionen Euro pro Jahr. Er resultiert vor allem aus dem Wert der Fahrzeitverkürzung sowie den ökologischen Entlastungen aus der Verlagerung von 1,6 Millionen Personen-Fahrten pro Jahr von Pkw und Flugzeug sowie von mehr als 200.000 Lkw-Ladungen auf die Schiene.

Um einen möglichst großen Effekt zu erreichen, müssten alle Teilstücke der Magistrale den Standards des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs gerecht werden, fordert die Initiative. „Wir wollen, dass der Zug auch auf großen Distanzen eine Alternative zum Flugzeug darstellen kann, so wie jetzt schon zwischen Stuttgart und Paris“, sagte der Vorsitzende Mentrup. In Anspielung auf die alte europäische Bahn-Achse Paris–Wien–Budapest fügte er hinzu: „Was Europa gerade in Zeiten wie diesen gut gebrauchen kann, ist ein stärkeres Zusammenwachsen in West-Ost-Richtung.“

Der Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl und der schwäbische IHK-Präsident Dr. Andreas Kopton forderten mit Nachdruck zügige Schritte zu einem Bahnausbau zwischen Ulm und Augsburg. Gribl verwies auf das weiter anhaltende Wachstum und die Ansiedlung wichtiger Forschungseinrichtungen in der Region. Augsburg selbst gehe mit dem bereits laufenden Umbau des Hauptbahnhofs in Vorleistung. „Wir wollen, dass der Zugang zum europäischen Bahn-Hochgeschwindigkeitsnetz nicht zu Lasten des Regionalverkehrs geht.“ Kopton betonte, aus diesem Grund müsse ergebnisoffen eine Trasse zwischen Ulm und Augsburg gesucht werden. „Bund und Bahn haben klar gemacht, dass eine Beschleunigung die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit ist, und es darf nicht passieren, dass wir wegen lauter Vorfestlegungen keine Trasse mehr finden und am Ende mit Nichts dastehen.“ Auch für die notwendige künftige Anbindung des bestehenden Bahnhofs Günzburgs an das Fernverkehrsnetz seien abhängig von der künftigen Trassierung mehrere Varianten denkbar.

In der Hauptversammlung der Initiative unterstrich die Koordinatorin der EU-Kommission für den „Transeuropäischen Korridor Rhein-Donau“, Karla Peijs, die Notwendigkeit des Ausbaus. Josef Zellmeier, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, und der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn AG für den Freistaat Bayern, Klaus-Dieter Josel, schilderten den Ausbaustand im Freistaat.

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