Auf dem deutschen Abschnitt der transeuropäischen Bahn-Achse Paris–Wien–Budapest bündeln sich Wirtschafts- und Innovationskraft in einem Ausmaß, wie es in kaum einer anderen europäischen Region zu finden ist. Dies ist die zentrale Botschaft der aktualisierten und vertieften Prognos-Untersuchung zur ökonomischen Bedeutung dieses Raums, der bislang vor allem als Verkehrsachse „Magistrale für Europa“ wahrgenommen wurde.

Das Gutachten wurde am 5. Juli 2014 im Rahmen einer Veranstaltung der IHKs Ulm und Schwaben in der „Transdanube“-Fachkonferenz „Mobilität im Donauraum“ beim Internationalen Donaufest in Ulm an die neue Koordinatorin der EU-Kommission für den transeuropäischen Korridor „Rhein-Donau“, Karla Peijs, überreicht. Die Neufassung des Gutachtens war zuvor am 1. Juli 2014 im Landratsamt Burghausen vor Vertretern von Politik, Wirtschaft und dem bayerischen Innen- und Verkehrsministerium vorgestellt worden und vier Tage später bei der Donaukonferenz in Ulm.

Der Begriff der „Technologie-Achse“ für den Raum zwischen Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, Augsburg, München und dem „Bayerischen Chemiedreieck“ sei bislang eher unpräzise eingesetzt worden; er werde durch diese Untersuchung eindrucksvoll und in überraschender Klarheit mit Daten untermauert, erklärte der Vizepräsident der IHK Schwaben, Prof. Gerd Finkbeiner, der zugleich stellvertretender Vorsitzender der Initiative „Magistrale für Europa“ ist, anlässlich der Überreichung. Die „Technologie-Achse“ könne ein neues „Markenzeichen“ dieses Raums werden.

„Eine Achse, an der sich wirtschaftliche Kraft in diesem Ausmaß bündelt, benötigt als Rückgrat eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur“, erklärte der Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm, Otto Sälzle, bei der Präsentation der Studie. „Da ist vieles auf den Weg gebracht, aber es ist auch noch einiges zu tun.“

Finkbeiner unterstrich dies für den bayerischen Abschnitt der Magistrale. Die Hochgeschwindigkeits-Strecke der Bahn dürfte nicht mit dem Bahnprojekt Stuttgart–Ulm in wenigen Jahren an der Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern – auf der Donaubrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm – enden. Dies müsse auch im neuen Bundesverkehrswegeplan 2015 verankert werden.

Ein Siebtel der Wertschöpfung, ein Drittel der Forschung

Entlang der „Technologie-Achse Süd“ wird laut Prognos-Gutachten ein Siebtel der deutschen Bruttowertschöpfung erwirtschaftet (14,8 Prozent). Das ist höher als der Bevölkerungsanteil in diesem Gebiet (11,9 Prozent). Selbst im süddeutschen Vergleich (Baden-Württemberg und Bayern) liegen das Gewerbesteuer-Aufkommen um ein Fünftel und die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Wirtschaft sogar um knapp die Hälfte höher als es die Einwohnerzahl erwarten lassen würde. Fast ein Viertel der Menschen, die innerhalb Deutschlands umziehen oder nach Deutschland einwandern, tun dies in die Städte und Landkreise entlang der „Technologie-Achse“, was deren Dynamik, Anziehungskraft und Attraktivität für Arbeitskräfte unterstreicht.

Jeweils fast ein Drittel aller bundesweiten Patentanmeldungen (31,4 Prozent) sowie Forschungs- und Entwicklungs-Aufwendungen (FuE) der Wirtschaft (31,6 Prozent) entfallen auf die 41 Städte und Landkreise entlang dieser Achse. Die Patentintensität (Index für Deutschland = 100, Untersuchungsraum = 240) und der Anteil von FuE-Beschäftigten in der Wirtschaft (210) sind im Untersuchungsraum im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mehr als doppelt so hoch.

Das Gutachten war von der IHK Schwaben und vom Städtebund Inn-Salzach in Kooperation bzw. Abstimmung mit den IHKs für München und Oberbayern, Ulm und Karlsruhe sowie den Landratsämtern Mühldorf a. Inn und Altötting sowie der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Burghausen in Auftrag gegeben worden. Es fußt auf einer Untersuchung, die erstmals im Mai 2013 in Ergänzung zum großen Prognos-Gutachten „Perspektive Schwaben“ der IHK und der Handwerkskammer Schwaben erstellt worden war. Das Gutachten ist nun mit aktualisiertem Datenmaterial und erweitert um vertiefende Analysen für das „Chemiedreieck“ in Südost-Oberbayern neu aufgelegt worden. Prognos hatte hierfür Indikatoren für die Wirtschafts- und Innovationskraft entlang der „europäischen Magistrale“ zwischen der französischen und der österreichischen Grenze ermittelt.

Gutachten-Vorstellung am 27. November in München

Eine öffentliche Präsentation des Gutachtens durch die Prognos AG ist in einer Veranstaltung der AG Mobilität der Europäischen Metropolregion München (EMM) am Donnerstag, 27. November 2014, um 18 Uhr im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München (Schwanthalerhöhe) geplant.